Schutzkonzepte in der Jugendarbeit
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Grenzachtende Organisationskultur

Schutzbaum

"Organisationskultur" meint ein ganzes System an Bedeutungen, die von den Mitgliedern einer Gruppierung von Menschen geteilt werden und die definieren, was gut und was schlecht ist, was richtig und was falsch ist und was für die Mitglieder dieser Gruppe angemessene Denk- und Verhaltensweisen sind.

Im vielgestaltigen Feld der Jugend(verbands-)arbeit existieren große Unterschiede in der Kultur der verschiedenen Organisationen. Je nach Ausprägung können diese Gegebenheiten als Risiko- oder als Schutzfaktoren wirksam sein.

Im Sinne der Prävention sollten Organisationen ihre individuelle Kultur und deren Manifestationen (wie z.B. tradierte Gepflogenheiten und Rituale) aus der Perspektive des Kinderschutzes überprüfen und ggf. kritische, grenzverletzende Formen auf struktureller und pädagogischer Ebene (z.B. ausgrenzende Kommunikationsstrukturen, angstmachende Unternehmungen, grenzverletzende „Spiele“) verändern bzw. sich von ihnen trennen.

Warum?
Kinder- und Jugendarbeit bietet Nähe, Vertrautheit und Spaß an gemeinsamen Unternehmungen. Sie ist ein Ort, an dem junge Menschen wertvolle Erfahrungen sammeln und ihre Persönlichkeit entwickeln können.

Jugendarbeit soll ein sicherer Ort sein, an dem Kinder und Jugendliche bestmöglich vor Grenzverletzungen, Übergriffen und sexualisierter Gewalt geschützt sind.

Grundlage dafür ist eine grenzachtende Organisationskultur, d.h. eine Grundhaltung, die von Wertschätzung und gegenseitigem Respekt geprägt ist.

Wie?
Die Organisationskultur ist ein äußerst zähes und beständiges Element, das nicht ohne weiteres verändert werden kann. Es besteht allerdings eine Wechselwirkung zwischen der Struktur bzw. der Struktursetzung (i.d.R. durch die Leitung) und der Entstehung von Haltungen und Einstellungen.

Durch Reflexion und die Infragestellung von Positionen und Gewohnheiten können Weiterentwicklungen und Verbesserungen auf den Weg gebracht werden. Voraussetzung dafür ist eine offene Diskussionskultur, die Widersprüche zulässt, aber dennoch ergebnisorientiert ist. Die im Verlauf entstehende grenzachtende Organisationskultur – auch als „Kultur der Achtsamkeit“ bezeichnet - bezieht sich beispielsweise auf sicher geglaubte Haltungen, Loyalitäten, Hierarchien, Bündnisse und gemeinsame Glaubenssätze, die bisher zusammengehalten haben. Auch Verfahren, Methoden und Leitungsstrukturen werden in der Organisation aufgrund der Achtsamkeit infrage gestellt, angefragt und hinterfragt. Darum geht es: Routinen zu verlassen und sie selbstkritisch zu überprüfen. Die Veränderungsbereitschaft des Trägers d.h. der Leitungs- und Fachkräfte ist 
eine zentrale Voraussetzung für das Gelingen eines solchen Veränderungsprozesses.

Für die Praxis:

Beispiele:

Kultur der Achtsamkeit. Infos, Methoden und Anregungen zur Entwicklung einer schützenden Organisationskultur. Herausgegeben vom BDKJ/BJA Mainz (2022).

Moderationsmethoden zur Entwicklung einer gemeinsamen konstruktiven und schützenden Haltung im Team